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Kabinettausstellung

Steinbruch Kahlleite – Erloschene Mineralfundstelle in Ostthüringen

8. Juni 2021 bis 30. Januar 2022

Blick in den Steinbruch Kahlleite 2017 mit großer blauer Wasserfläche in Vordergrund. © Lutz Bittag
Blick in den Steinbruch Kahlleite 2017

Das Museum für Naturkunde Gera präsentierte vom 8. Juni 2021 bis 30. Januar 2022 die Kabinettausstellung „Steinbruch Kahlleite – Erloschene Mineralfundstelle in Ostthüringen“. Die Schau setzte eine rote Linie des Museums fort, in der insbesondere Fundstellen und Aufschlüsse im Ostthüringer Raum aus mineralogischer Sicht vorgestellt werden. Dementsprechend widmete sich die Ausstellung den über 30 verschiedenen nachgewiesenen Mineralen des Steinbruchs, darunter ein für Deutschland einzigartiges Mineral. Die Mineralstufen stammten aus der Sammlung des Museums für Naturkunde Gera und aus den privaten Sammlungen von Daniel Köhler, Andreas Reinhold und Herbert Sinnig. Insgesamt wurden 67 Exemplare präsentiert.

Der Steinbruch Kahlleite liegt an der Landstraße 3002 ca. 1,5 km nordwestlich von Löhma, nordöstlich von Schleiz gelegen, im ostthüringischen Saale-Orla-Kreis. Die Die Geschichte des Steinbruchs Kahlleite beginnt erst 1975 mit der Erschließung und dem Betrieb durch den VEB Saalburger Marmorwerke. Der abgebaute Knotenkalk wurde kaum als Block zum Herstellen großer Dekorsteinplatten abgebaut, sondern er wurde zu Splitt für einen ganz bestimmten Zweck zerkleinert. Im Rahmen des Rohstoffmangels der DDR-Bauwirtschaft auf der einen Seite und eines gewaltigen Wohnungsbauprogramms auf der anderen Seite wurde eine Alternative für ein attraktives, günstiges und reichlich vorhandenes Baumaterial entwickelt. Abfall- und Bruchstücke der Kalke – wie aus dem Steinbruch Kahlleite – zerkleinerte man maschinell und vermischte sie mit Spezialzement. Aus den daraus entstandenen Blöcken wurden dann die gewünschten und zum Teil farbenfrohen Platten geschnitten. Je nach Beimengung der verschiedenen Kalke entstanden so unterschiedlich farbige Agglomeratplatten, eine Art Terrazzo verwendet für Fußböden, Treppen oder Fensterbänke.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Steinbruch Kahlleite von der TNW-Natursteinwerke GmbH & Co. KG ausgebaut. Gefördert wurden nun jedoch große Mengen von Diabas in Form von Schotter und Splitt für die Bauindustrie, insbesondere für den Straßenbau. Somit erreichte der Steinbruch eine Dimension von über 300 mal 150 Metern. Aktueller Eigentümer des Steinbruchs Kahlleite ist seit 1. 12. 2012 die Hartsteinwerke Burgk GmbH & Co. OHG. Aktuell ist der Steinbruch im sogenannten ruhenden Betrieb. Er ist also nicht geschlossen oder stillgelegt, sondern es könnte bei Bedarf wieder Material abgebaut werden. Eine potentielle Mineralfundstelle ist der Steinbruch aktuell jedoch nicht, denn die Tiefbausohle steht unter Wasser, so dass das Areal an einen idyllischen Bergsee erinnert. Außerdem ist das Betreten des Geländes verboten, was durch zahlreiche Hinweisschilder mit den Aufschriften „Betreten verboten“, „Betriebsgelände“ und „Lebensgefahr“ deutlich angezeigt wird. Verstöße, wie z. B. durch Badegäste, werden mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruches geahndet.

Die meisten Mineralfunde gelangen enthusiastischen Mineraliensammlern im Steinbruch Kahlleite zwischen 1990 und 2010. Im Rahmen der Ausstellung wurde die Liste der nachgewiesenen Minerale noch einmal überarbeitet und ergänzt. Etwa 30 verschiedene Minerale sind aus dem recht kleinen Steinbruch nachgewiesen. Häufig sind Quarz und Calcit, letzterer mit ausgesprochenem Formenreichtum! Außerdem wurden von den Sammlern gelbliche Anatase, wasserklare Aragonite und grazile Malachite geborgen. Nur an einem eng umgrenzten Bereich entdeckt wurden Cinnabarit und Manganit. Beide Minerale sind in Ostthüringen nur von wenigen Fundstellen bekannt. „Mineralogischer Höhepunkt“ des Aufschlusses ist das seltene Mineral Ferroaluminoseladonit, das in wurmartigen Aggregaten in angewitterten Blasenhohlräumen einer Pillowlava entdeckt wurde. Weltweit sind nur sehr wenige Fundorte dieses Minerals beschrieben, innerhalb Deutschlands gilt der Steinbruch Kahlleite als einzige nachgewiesene Fundstelle!

Regionalgeologisch ist die Lage des Steinbruchs Kahlleite in die Nordwestflanke des Bergaer Sattels einzuordnen. Während des Oberdevons von vor ca. 360 bis 380 Millionen Jahren war das Gebiet des Steinbruchs ein eher flacher Meeresbereich mit intensivem Vulkanismus. Es stehen dementsprechend oberdevonische Gesteine an, wobei es sich in der Hauptsache um sedimentäre Knotenkalke sowie vulkanische Pillowlaven und Spilittuffe handelt.

Die Ausstellung wurde durch die tatkräftige Unterstützung vieler Mitglieder des Vereins „Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde e. V.“ ermöglicht.

undefined. © Stadt Gera / Museum für Naturkunde (Fotograf: Matthias Reinhardt). © Stadt Gera / Museum für Naturkunde (Fotograf: Matthias Reinhardt)
Manganit, Bildbreite 17 mm
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Blick in den Steinbruch Kahlleite 2006
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Blick in den Steinbruch Kahlleite 2007,
undefined. © Lutz Bittag . © Lutz Bittag
Blick in den Steinbruch Kahlleite 2017

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