Alexander Wolfgang (1894-1970). Wirklichkeit als Malerei (Kopie 1)
23.01.2025-01.07.2025
Nach drei Jahrzehnten widmet die Kunstsammlung Gera wieder eine Personalausstellung dem Zeichner und Maler Alexander Wolfgang, um den Künstler zu ehren und sein Schaffen wieder ins öffentliche Licht zu rücken.
Der 1894 in Arnstadt geborene Alexander Wolfgang zählte in den 1920er Jahren bereits zu den eigenwilligen und geachteten Malern in der Geraer Künstlerszene, wo er bis zu seinem Tode lebte.
Die Familie siedelte 1908 nach Gera über, wo der Vater in der Humboldtstr. 12 ein Kolonial- und Delikatesswarengeschäft betreibt. Von 1909 bis 1912 absolvierte er eine kaufmännische Lehre und arbeitet danach als Buchhalter. 1913 wird er zum Militärdienst eingezogen, der sich durch den Ausbruch des I. Weltkrieges bis 1918 verlängerte. Seine Einsätze erfolgten vor allem in Frankreich. Als sogenannte Hindenburgspende erhielt er damals einen kleinen Malkasten, der zum ständigen Begleiter wurde und für ihn den Impuls für seine weiteren künstlerischen Auseinandersetzungen gab. Nach dem Krieg kehrte er ins Elternhaus und seinen Beruf zurück. 1920 wurde Wolfgang Angestellter beim Finanzamt in Gera und widmete sich weiterhin der Malerei.
Alexander Wolfgang war als Künstler Autodidakt, das bedeutet, sein Studium der Malerei fand nicht in den akademischen Räumen einer Kunstakademie statt, sondern vielmehr beim Zeichnen und Malen in der Landschaft, dem unmittelbaren Studium der Natur, sowie in Museen und Ausstellungen bei intensiver Betrachtung von Bildern im Original.
Die Landschaft wird zum wichtigsten Thema im Schaffen des Künstlers, die zunächst im Zeichen des Spätexpressionismus steht. Seine Motive findet er in der unmittelbaren Geraer Umgebung, auf Reisen in die Fränkische Schweiz und später in der Plothener Teichlandschaft bei Schleiz. Seine Malerei ist meist von einer kraftvoll-malerischen Textur geprägt. Dabei spürte er schnell, dass es ihm im Bild nicht um ein detailgetreues naturalistisches Abbild geht, sondern um eine malerische Darstellung der Landschaft, die den emotionalen Gesamteindruck in den Mittelpunkt stellt.
Als 1920 drei Gemälde vom Künstlerbund Ostthüringen für die Weihnachtsausstellung angenommen wurden, stellten sich für Wolfgang auch die biografischen Weichen neu und die weitere Beschäftigung im bürgerlichen Beruf wurde nur noch als Last empfunden. Innerhalb der Geraer Kunstszene unterhielt Wolfgang seit 1922 Jahre eine enge Freundschaft zu dem aus Weimar stammenden Maler Alfred Ahner. 1930 gab Wolfgang seine kaufmännische Tätigkeit ganz auf und entschied, sich nur noch als Kunstmaler zu betätigen. 1939 heiratet er Hedwig Dix, die jüngste Schwester von Otto Dix.
In Stil und Haltung nahm er in seiner Malerei verschiedene Anleihen aus der französischen Kunst des 19. Jahrhundert auf und verbreiterte seine Motivwahl durch Szenen von Rummelplätzen, Volksfesten, Zirkusattraktionen oder Ereignisse des zeitgenössischen Alltags, die er mit pastosen Farbauftrag und teils energischen Pinselzügen auf die Bildfläche setzte.
Zwischen 1948 und 1950 entstehen zudem einige Kompositionen, die von abstrakter und kubistischer Malerei angeregt sind. Von den kulturpolitischen Forderungen des sozialistischen Realismus am Anfang der 1950er Jahre bleibt Wolfgang nahezu unberührt. Die intensive Wahrnehmung und malerischen Auseinandersetzung mit der Natur als Vorbild und die politische Neutralität der Landschaft verhindern ein Abgleiten.
In den Landschaften gab er keine topografisch exakten Situationen wider, sondern veränderte den Eindruck durch Dehnung der Größenverhältnisse und Einbringen von einzelnen malerischen Elementen und versuchte eine Wirklichkeit zu schaffen, die nur als Malerei existieren kann.
Die 40 Werke der Ausstellung kommen aus dem umfangreichen Bestand der Kunstsammlung Gera und werden durch ausgewählte Leihgeben aus Privatbesitz ergänzt. Nach der Hälfte der Laufzeit wird die Zusammenstellung geändert und der Schwerpunkt mehr auf das zeichnerische Werk gelegt.