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Ständige Ausstellung

Ostthüringen als Landschaftsraum – zur Geologie, Flora und Fauna

Blick in die Ausstellung mit Rehen, einem Fuchs und anderen Tieren des Waldes. © ARTwork-stewe
Blick in das Ausstellungsensemble "Lebensraum Wald" mit typischen und auch seltenen Arten

Der erste Teil der Ausstellung widmet sich der erdgeschichtlichen Vergangenheit des Ostthüringer Raums. Ins Auge fällt die Nachbildung der Knochen des Pohlitzer Wollhaarnashorns aus dem jüngsten Teil der Erdgeschichte, dem Quartär, in welchem Wechsel zwischen Eiszeiten und Warmzeiten stattfanden. Das Skelett wurde im Februar 1904 in einem Kalksteinbruch bei Pohlitz (Bad Köstritz) geborgen. Die Knochen lagen in einer 3 m tiefen und 2 m breiten Felsspalte und das Skelett gilt als eines der vollständigsten seiner Art in Europa. Auch die Lindentaler Hyänenhöhle wird ausführlich in der Ausstellung präsentiert. Entdeckt wurde sie 1874 im heutigen Geraer Stadtteil Pforten. In der Höhle lebten Generationen von Höhlenhyänen. Dementsprechend wurden bei der Entdeckung Knochenreste von über 30 eiszeitlichen Tierarten gefunden, darunter auch von der Höhlenhyäne selbst. Ein anderes Thema ist die Zeit des Perms, insbesondere im Geraer Raum. Erklärt werden die mächtigen konglomeratischen Ablagerungen des Rotliegenden und auch die katastrophalen Überflutungsereignisse, die im jüngsten Teil des Perms, der Zechstein-Zeit, zur Bildung eines Meeres führten, das bis nach Gera reichte. Auch diese „Station“ der Erdgeschichte wird mit Fossilien belegt. Unter anderem sind Abdrücke von Nadelbaumzweigen und Armfüßer-Schalen vom Grund des Zechsteinmeeres zu sehen.

Im zweiten Teil der Ausstellung können die historisch gewachsenen Landschaftsräume Ostthüringens erlebt werden. Einen ersten solchen Landschaftsraum bilden Fließgewässer wie Saale und Weißer Elster. Sie bieten an naturnahen Abschnitten seltenen Arten wie Quelljungfer, Eisvogel und Fischotter ein Refugium. Steinkauz, Fledermäuse und holzbewohnende Insektenarten wie Blausieb und Eremit finden sich an und in Kopfweiden, welche die Ufer säumen.

Das an natürlichen Standgewässern relativ arme Ostthüringen präsentiert sich im nächsten Raum mit einer spektakulären Freirauminstallation: der Plothener Teichplatte. Bereits 1941 unter Naturschutz gestellt, sind heute auf 80 km² etwa 500 Teiche verblieben. Acht Dioramen mit Teichbewohnern wie Rohrdommel, Kammmolch und Teichrose gruppieren sich um einen abgelassenen Karpfenteich, der von einem nachempfundenen Vogelbeobachtungsturm aus betrachtet werden kann.

Die 35 km lange und 3-5 km breite Orlasenke zwischen Gera und Saalfeld ist ein weiteres Thema. Es handelt sich um das größte zusammenhängende Riffgebiet der Zechstein-Zeit in Mittel- und Nordeuropa. 1954 unter Schutz gestellt, wäre die schützenswerte Trockenrasenvegetation mit Kleinem Wiesenknopf, Stängelloser Kratzdistel und Zypressen-Wolfsmilch durch Verbuschung längst verschwunden, sorgte nicht die Schafbeweidung für den Erhalt der Offenflächen. In einer großen biologischen Gruppe werden deshalb die zahlreichen Pflanzenarten sowie die Beweidung präsentiert. Auch die heute verschwindenden Arten Feldhamster, Rebhuhn und Feldhase werden gezeigt.

Ein Eindruck von Wald entsteht beim Betrachten der Baumstämme im nächsten Raum. Zwischen den Tälern von Saale, Weißer Elster, Orla und dem Schiefergebirge erstreckt sich in 200-450 m Höhe die Saale-Sandsteinplatte, die meist mit Wald bestanden ist, der hier thematisiert wird. Neben der typischen Zonierung in Kraut-, Strauch- und Kronenschicht werden ökologische Kreisläufe, die Lebensgemeinschaft der Bäume mit Mykorrhizapilzen sowie die verschiedenen Baumarten und Waldtypen erläutert. Außerdem fällt die Freigestaltung mit einheimischen Großsäugern ins Auge, welche Rotfuchs, Dachs, Wildschwein, Reh und viele mehr erfahrbar machen.

Im nächsten Raum erblickt der Besucher in strahlendem Licht einen ins Museum versetzten Muschelkalkhang, gestaltet nach dem Vorbild der Muschelkalkhänge des mittleren Saaletals. Dort konnte unter extensivem Weinanbau und Schafsbeweidung eine einmalige Trockenlandschaft entstehen, die Orchideen wie Bienenragwurz und Bocksriemenzunge sowie Reptilien wie der nur hier noch häufigen Glattnatter Lebensraum bietet. Am Fuß der Schotterfluren gedeihen Streuobstwiesen. Unter einem Apfelbaum findet man Erzeugnisse aus der Region, deren Vermarktung dazu beiträgt, die Pflegenutzung aufrecht zu erhalten und diese Landschaft langfristig zu sichern. Als Schmuckstücke der Ausstellung fallen die blühende Frauenschuh-Orchidee sowie das in der Felswand brütende Uhu-Pärchen ins Auge.

Zu den landschaftsprägendsten Elementen unseres dicht besiedelten Landes gehören Städte und Dörfer, die im nächsten Raum thematisiert werden. Dabei können von Menschen geschaffene Ersatzlebensräume ökologisch wandelbaren Arten, sogenannten Kulturfolgern, Habitate bieten. Das Leben auf dem Dachboden, an Hauswand und Vorgarten, in Grünanlagen und Parks, an Wegrändern und Mauern sowie an einer künstlichen Wasserfläche wird in mehreren Dioramen nachgestellt. Ein Schauaquarium, welches für die in menschlicher Obhut gehaltenen Haus- und Wildtiere steht, rundet die Dauerausstellung zu den Landschaftsräumen ab.

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Blick vom Vogelbeobachtungsturm auf die Freiinstallation „Plothener Teichlandschaft“, über ihre Bewirtschaftung durch Karpfenzucht informiert ein Video
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Blick in das Ausstellungsensemble "Lebensraum Wald" mit typischen und auch seltenen Arten
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An dem teilweise begehbaren Muschelkalkhang finden sich mehrere Vitrinen mit Kleintieren und Flechten

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