Gezähmte Eilende – Die Weiße Elster und ihr Tal zwischen Greiz und Bad Köstritz
12. November 2022 bis 15. Oktober 2023
Die Weiße Elster hat ihren Ursprung südöstlich der tschechischen Stadt „Aš“, wo sie den Namen „Bílý Halštrov“ trägt. Der Name „Weiße Elster“ leitet sich möglicherweise vom slawischen Wort „Alstrawa“ ab, was in etwa „die Eilende“ bedeutet. Setzte man an der Quelle ein Papierboot ins Wasser, träte es eine 257 km lange Reise an, die in der Tschechischen Republik startet und dann auf deutscher Seite durch die Bundesländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und erneut durch Sachsen führt. Schließlich würde es dann zurück in Sachsen-Anhalt bei Halle in die Saale fließen, die wiederum die Elbe speist, um letztendlich bei Hamburg in die Nordsee zu münden.
Zwischen Greiz und Bad Köstritz in Thüringen befinden sich Teile des Ober- und Mittellaufs der Weißen Elster. Der Oberlauf erstreckt sich durch das sächsisch-thüringische Schiefergebirge bis Wünschendorf. Hier fließt die Weiße Elster vergleichsweise schnell und gräbt sich dadurch tief in die Landschaft. Als Konsequenz entstehen die für den Oberlauf typischen Schluchten und Kerbtäler. Ein solches Kerbtal ist das Elstertal zwischen Greiz und Wünschendorf. Der Mittellauf der Weißen Elster führt von Wünschendorf durch das Platten- und Hügelland der Saale-Elster-Buntsandsteintafel bis Zeitz (Sachsen-Anhalt). Im Vergleich zum Oberlauf hat sich die Fließgeschwindigkeit durch das abnehmende Gefälle schon deutlich verlangsamt.
Aus Anlass der Kür der Weißen Elster zur Flusslandschaft des Jahres 2020-2023 präsentierte das Museum für Naturkunde die Weiße Elster und ihr Tal zwischen Greiz und Bad Köstritz. Die Besucher und Besucherinnen der Ausstellung konnten die abwechslungsreiche Landschaft im Tal der Weißen Elster anhand von aktuellen Landschaftsaufnahmen verschiedener Fotografen zu allen Jahreszeiten erleben. So war ein Blick ins Tal von den Felsklippen des Hüttchenberges genauso möglich, wie auch die Vogelperspektive auf die Weiße Elster in Bad Köstritz.
Trotz zahlreicher ökologischer Probleme bieten die Weiße Elster und ihr Tal Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere an Land und im Wasser. Insbesondere die nachgewiesenen Fisch- und Vogelarten des Gebietes werden umfangreich vorgestellt. In einer Panoramavitrine konnten mehr als 100 Vogelarten als Präparat besichtigt werden. Besonders auffällig unter ihnen ist der Eisvogel (Alcedo atthis), das „blaue Juwel“ im Tal der Weißen Elster. Genügend Kleinfische, klares Wasser, Sitzwarten am Ufer und Steilufer zum Brüten sind für diese Vogelart wichtige Voraussetzungen. Die Weiße Elster besitzt geeignete Steilufer an einigen Stellen im Raum Greiz, im Bereich Meilitz (Wünschendorf) und nördlich von Gera. Auch der Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist im Tal der Weißen Elster präsent. Der geschickte Taucher mit grünen Augen kann zwischen Greiz und Bad Köstritz mehr oder weniger ganzjährig beobachtet werden. Je kälter der Winter in Norddeutschland und anderen nördlichen Gebieten Europas ist, desto mehr Tiere kommen als Überwinterungsgäste in mildere Regionen wie das Tal der Weißen Elster.
Nachdem, vermutlich im Jahr 1609, der damals letzte Biber in Thüringen abgeschossen wurde, gab es nach Jahrhunderten erstmals im Jahr 2019 Meldungen von Biber-Fraßspuren entlang der Weißen Elster im Landkreis Greiz. Im Jahr 2022 konnten an der Weißen Elster zwischen Greiz und Bad Köstritz bereits mehrfach Biber nachgewiesen werden. Ein Biberweibchen, das am 12. März 2020 in Geraer Ortsteil Niebra tot aufgefunden wurde, wurd in der Ausstellung präsentiert.
Bereits im April 2011 wurde in Gera-Rubitz ein ausgewachsener männlicher Fischotter ein Verkehrsopfer und damit ein Nachweis für das Wiedervorhandensein der Art in der Region, nachdem die Tierart seit 1974 in ganz Thüringen als nicht mehr vorhanden galt. Auch dieses stattliche Tier wurde in der Ausstellung als Präparat gezeigt.
Einst war die Weiße Elster vor allem in ihrem Oberlauf als „Perlfluss“ bekannt. Gemeint sind die Perlen der legendären Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera), deren Vorkommen in der Weißen Elster bis in den Wünschendorfer Raum reichten. Bereits im frühen 20. Jahrhundert sind jedoch die letzten Restbestände dieser Süßwassermuschel in der Weißen Elster verschwunden. In ganz Thüringen gilt die Art aktuell als verschollen. Echte Schalen und Perlen der Flussperlmuschel und vor allem auch ein Schmuckstück, das eine Perle aus der Weißen Elster enthält, konnten in der Ausstellung betrachtet werden.
Während die Flussperlmuschel verschwunden ist, haben sich andere Tier- und Pflanzenarten durch den menschlichen Einfluss mehr oder weniger neu im Tal der Weißen Elster angesiedelt. Solche Neobiota, von der Nilgans (Alopochen aegyptiaca) bis zum Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum), wurden in einem anderen Bereich der Ausstellung vorgestellt. Auch eine Auswahl wertvoller und typischer Lebensräume kam in der Schau nicht zu kurz. Ergänzend dazu wurden im Höhler des Museums wertvolle Funde von Mineralien und Fossilien aus dem Tal der Weißen Elster zwischen Greiz und Bad Köstritz ausgestellt. Der heute stillgelegte Steinbruch „Kuhbergbruch“ in Neumühle / Elster hat über viele Jahre prächtige Bergkristalle und Antimonminerale geliefert. Natürlich durfte bei diesem Thema das Gold aus der Weißen Elster und ihren Zuflüssen nicht fehlen.