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Sonderausstellung

Tödliche Schönheiten

8. Juni 2021 bis 3. Juli 2022

Blick in die Sonderausstellung "Tödliche Schönheiten" mit Kreuzotter in einer Vitrine im Vordergrund. © Stadt Gera / Museum für Naturkunde (Fotograf: René Köhler)
Blick in die Sonderausstellung "Tödliche Schönheiten"

Das Museum für Naturkunde in Gera präsentierte mit „Tödliche Schönheiten“ eine Sonderausstellung, in der attraktive Naturobjekte aus der Welt der Minerale, Pilze, Pflanzen und Tiere gezeigt wurden, die es allesamt in sich haben. Der Kontrast zwischen schillernden Farben und skurrilen Formen auf der einen sowie gefährlichen Inhaltsstoffen und Wirkungsweisen auf der anderen Seite weckt die Neugier auf das, was sich dahinter verbirgt. Nach einer Erläuterung zum Unterschied von Giftigkeit und Gefährlichkeit eröffnet eine Liste der 27 giftigsten Substanzen die Ausstellung – Botox und Koffein lassen grüßen.

Im Reich der Minerale gibt es eine ganze Reihe beeindruckender Schönheiten mit gefährlichen Eigenschaften, die anhand von 39 Beispielen präsentiert werden. Viele davon sind Schwermetallverbindungen mit intensiven Farben, die durch ihre traditionelle Verwendung als Farbpigmente schon seit Jahrhunderten zu Vergiftungen führten, wie etwa die Beschreibung von Quecksilbervergiftungen aus der Römerzeit belegen. Von Arsenolith bis Zinnober erwarten ausgesuchte Stücke auf die Besucher – sicher hinter Glas. Die Gefährlichkeit des funkelnden Bergkristalls oder der filigranen Asbestminerale in den Vitrinen ist nicht gleich zu erahnen, denn sie ergibt sich erst bei ihrer Gewinnung und Verarbeitung. Darüber hinaus thematisiert die Ausstellung die Gefährlichkeit der oftmals fantastisch aussehenden radioaktiven Minerale hinsichtlich Ursache und Wirkung. Die Ausstellung gibt Hinweise und Tipps, welche Verhaltensregeln und Maßnahmen die Gefahr, die von solchen Mineralen ausgeht, entschärft.

Die meisterhaften Pilzreplikate des Museumspräparators Rainer Michelsson leiten den biologischen Teil der Ausstellung ein und zeigen ikonische und auch unbekanntere Giftpilze wie Fliegenpilz und Satansröhling, Mutterkorn und Nebelkappe, aber auch ihre essbaren Doppelgänger. Fallberichte von Vergiftungen lassen den Besucher erschaudern. Aber auch die alltägliche Gefahr, die von unsachgemäß gelagerten Lebensmitteln und ihren schimmeligen Bewohnern ausgeht, kommt nicht zu kurz. Schimmelpilze umspannen den kulturhistorischen Bogen vom Fluch des Pharaos bei der Öffnung der Grabkammer Tutanchamuns über die medizinisch bahnbrechende Entdeckung des Antibiotikums Penicillin bis hin zum Roquefort. Wo dabei die Schönheit bleibt? Der Blick ins Mikroskop verrät es.

Einige der schönsten Gartenpflanzen zählen zu dem Giftigsten, was die Natur zu bieten hat. Blauer Eisenhut, Herbstzeitlose und Roter Fingerhut erzählen Geschichten davon, was man als Kräuterhexe besser lassen sollte. Eine Vitrine widmet sich giftigem Holz und zeigt wunderschön gemaserte Baumscheiben von Goldregen, Robinie & Co. neben detaillierten Angaben zu den toxischen Inhaltsstoffen, Wirkmechanismen und Tipps für den praktischen Umgang im Kleingarten. Direkt daneben breitet ein drei Meter hohes Präparat des Riesen-Bärenklaus seine Doldenschirme über den Besuchern aus. Der Pflanzensaft eines frischen Exemplars kann bei Berührung der Blätter in Kombination mit Sonnenlicht Verbrennungen und Schockzustände auslösen.

Ein eigener Ausstellungsraum war den Gifttieren gewidmet. Apart gemusterte Kegelschnecken, pieksige Skorpionsfische und Rochenstacheln deuten an, dass der Kampf ums Überleben in den Weltmeeren allerlei gefährliche Blüten treibt, vor denen auch Badegäste am Mittelmeer wissen sollten. Vor historischen Wandtafeln mit anatomischen Skizzen zum Giftapparat der Kreuzotter werden die in Deutschland vorkommenden giftigen Amphibien und Reptilien als lebensechte Replikate vorgestellt, während Naturbegeisterte auf den sachgerechten Umgang mit ihnen in Natura hingewiesen werden. Zugegeben, eine tödliche Gefahr ist von unseren heimischen Arten kaum zu erwarten, doch das ändert sich mit dem krönenden Abschluss der Schau: Sicher verwahrt in drei artgerecht eingerichteten Terrarien waren lebende Gifttiere zu sehen, deren Artgenossen weltweit mehrere tausend Todesopfer pro Jahr einfordern. Die Rede ist von der Schwarzen Witwe, dem Dickschwanzskorpion und einer über zwei Meter langen Indischen Kobra, der berühmten und in vielen asiatischen Kulturen verehrten Brillenschlange.

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