Gera plant Fachtag zum Thema häusliche und geschlechtsspezifische Gewalt
Zum jüngsten Treffen des Geraer Netzwerkes gegen häusliche Gewalt berieten sich deren Mitglieder zu einem „Fachtag gegen Gewalt“. Dieser soll in Kooperation mit der Stadtverwaltung am 29. September in Gera mit lokalen Fachleuten der Gewaltprävention sowie der Betreuung von Gewaltbetroffenen stattfinden. Während des Fachtages soll sich darüber ausgetauscht werden, wie in Gera Gewalt wirkungsvoller verhindert und wie Gewaltbetroffenen noch professioneller geholfen werden kann. Danach folgt die geplante Veranstaltung der für Deutschland seit Februar 2018 verbindlichen Istanbul-Konvention. Nach dieser ist auf allen staatlichen Ebenen Gewalt gegen Frauen zu verhüten, zu bekämpfen und den Opfern häuslicher Gewalt und anderer Gewaltformen Schutz zu gewähren.
„Gewalt geht die ganze Gesellschaft an, und insbesondere häusliche Gewalt wird oft tabuisiert. Unser Anspruch muss es sein, das Thema stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Prävention zu leisten“, so Sandra Wanzar, die Dezernentin für Jugend und Soziales der Stadt Gera zum Netzwerktreffen. „Uns muss es gelingen, den Betroffenen Schutz zu bieten und zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Ich danke daher den vielen starken Partnern, die sich im Netzwerk und für den Fachtag engagieren“.
Wie notwendig Arbeit gegen Gewalt ist, begründet die Leiterin der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, Kathrin Engel: „Leider belegen wissenschaftliche Untersuchungen und Statistiken, dass in Deutschland jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch ihren Lebenspartner betroffen ist. Jede zehnte Frau erlebt diese Gewalt mehrfach als sogenannte häusliche Gewalt. 2020 endete das für 132 Frauen und 26 Männer tödlich. Von der Geraer Polizei wurde von 138 Frauen und 30 Männern als von häuslicher Gewalt Betroffene berichtet. Auch Männer erfahren Gewalt, aber die am stärksten von häuslicher und geschlechterspezifischer Gewalt Betroffenen sind Frauen“. Sie kenne viele Betroffene von Gewalt und wisse, was diese oft mehrfach erlebte Gewalt mit ihnen mache und wie schwer es ist, sich von den psychischen und physischen Folgen zu befreien.
Dem Netzwerk „Häusliche Gewalt“ gehören etwa 20 öffentliche Einrichtungen, Institutionen und Vereine aus Gera wie die Stadtverwaltung, das Frauenhaus, der Weiße Ring, die Interventionsstelle gegen Gewalt oder die Landespolizeiinspektion Gera an. Das Netzwerk arbeitet aufklärend und präventiv zu häuslicher Gewalt. Die kommunale Vernetzung ermöglicht eine enge abgestimmte Zusammenarbeit aller Fachstellen und Berufsgruppen in Gera. Dadurch sollen die Opfer von häuslicher Gewalt schnell und rechtssicher Schutz und Hilfe erhalten. Zum Netzwerk gehört auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gera, Catrin Heinrich, die zum Netzwerktreffen ins Rathaus eingeladen hatte.