Geraer Netzwerk gegen häusliche Gewalt beschließt Strategie
Unkomplizierte Anlaufstelle für Bevölkerung der Stadt
Im Geraer Rathaus traf kürzlich das Netzwerk gegen häusliche Gewalt zusammen. Die drastische Nachricht für alle: Einige Beratungsstellen registrierten an Fällen von häuslicher Gewalt bereits jetzt im Halbjahr die Fallzahlen, die 2023 im Gesamtjahr erreicht wurden. Umso mehr Bedeutung kommt aus Netzwerksicht dem zu, woran die Mitglieder seit über einem Jahr arbeiteten: an einer Netzwerkstrategie für die Kontinuität und weiter verbesserten Beratung, Vorbeugung und Hilfe bei häuslicher Gewalt in Gera. Dafür verabschiedete das Netzwerk jetzt eine Arbeitsstrategie. Nach dieser wollen sich die Mitglieder bis 2028 noch besser vernetzen, fallkonkret zu bestmöglichen Hilfen abstimmen, noch mehr aufklären, informieren und Gewalt enttabuisieren. Gelingen soll dies unter anderem mit einer neuen Minibroschüre und Flyern in verschiedenen Sprachen zu Gewalt-Schutz-Themen und zur Rechtslage sowie mit Seminaren und Veranstaltungen zu häuslicher Gewalt, Diskriminierung und Cybermobbing. Zudem unterstützt das Netzwerk die Gewaltschutzplattform www.handle-jetzt.de, ein künftiges Expertengremium und die Planung der lokalen Datenerhebung sowie die Sicherung des Frauenhauses als wichtige Schutzeinrichtung für Gewaltopfer. Damit engagiert sich das Netzwerk auch für mehrere vom Geraer Stadtrat beschlossene Maßnahmen im Sozialplan zur lokalen Umsetzung der Istanbul-Konvention, dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.
„Das ist ein echter Gewinn für die Gewaltschutzarbeit“, bewertet Sandra Wanzar, Dezernentin für Jugend und Soziales, diese Verknüpfung. „Die Vernetzung und Kooperation von Verwaltung und Netzwerkmitgliedern führt zu höherer Wirksamkeit der Maßnahmen. So stehen diese auf einem stabilen Fundament und sind fest verankert in der kommunalen Sozialpolitik.“
Auch für Geras Gleichstellungsbeauftragte Catrin Heinrich ist die künftige Arbeit des Geraer Netzwerkes von hohem Wert, unter anderem wegen des unkomplizierten Zugangs für Hilfesuchende: „Wer Hilfe sucht, kann alle Netzwerkmitglieder ansprechen, die dann an die passende Stelle vermitteln. Das hilft gerade bei Zweifeln, ob man sich überhaupt jemandem anvertraut. Mit dem Netzwerk gibt es eine leichter zu überquerende Brücke, hin zu kostenfreier, vertraulicher und bei Bedarf anonymer Beratung“, so Catrin Heinrich.
Speziell zu den im Netzwerk in diesem Jahr neu aufgelegten Flyern in mehreren Sprachen freut sich Kathrin Engel, Interventionsstelle GeSa „besonders, wenn nun die neuen Angebotsflyer breit gestreut und auch genutzt werden. Damit senden wir ein Signal. Denn die Abwehr und Verhinderung von häuslicher Gewalt ist eine Gemeinschaftsaufgabe.“
Häusliche Gewalt hat viele Facetten. Sie beginnt bei toxischen Verhaltensmustern, betrifft psychische, physische, ökonomische und zunehmend digitalisierte Gewalt und tangiert sowohl Frauen als auch Männer sowie Kinder. Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt besteht aus über 20 Einrichtungen, Institutionen und Vereinen, die sich freiwillig zusammengeschlossen haben und Gewaltschutzarbeit in Gera gemeinsam verbessern wollen. Es berät jährlich über 500 Betroffene, Opfer genauso wie Täter und Täterinnen. Weiterführende Informationen und eine Übersicht über die Netzwerkmitglieder in Gera und weiterer Hilfen in ganz Thüringen sind zu finden unter www.handle-jetzt.de.