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Projekte

Bildungscampus Lusan

Gera Lusan 

Lusan ist Geras größter Stadtteil, dessen bauliche Substanz durch Montagebauten der 1970er Jahre geprägt ist. Auch die Gebäude des künftigen Campus sind Kinder dieser Zeit. Zum Enseble gehören die Regelschule "Die Vierte", sowie die benachbarte Wilhelm-Busch Grundschule und die ehemalige Kindertagesstätte an der Elsterberger Straße. Im Westen wird der Campus durch zwei Einfeld-Sporthallen abgeschlossen.

"Herz" Campus Lusan

Im Städtebaulichen Rahmenplan der Stadt Gera ist das erklärte Entwicklungsziel die Entstehung des sogenannten "Herz von Lusan", einem Zentrum zur Reaktivierung des Stadtteils. Die Neuordnung und Erweiteruung des Bildunggscampus antizipiert diese Entwicklung. Durch den Erhalt und die Revitalisierung kommunaler stadtbildprägender, Gebäude wird eine Aufwertung und Stabilisierung des Standortes erreicht. Unterstützt wird dies zusätzlich durch die Stärkung des umgebenden Grünraumes.

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Bildungscampus

Der Bildungscampus selbst wird als zusammenhängender Aktions- und Grünraum zur übergreifenden Nutzung durch die Schulen am Standort entwickelt und mit öffentlichen Funktionen ergänzt. Umgeben wird der Campus von bis zu 11-geschossigen Wohnbauten, sowie dem flächig aufgespannten ehemaligen Plzen Center im Osten. Dadurch kann die Entwicklung eines neuen, wesentlich durch Bildung geprägten Zentrums im größten Stadtteil der Stadt Gera stattfinden.

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Städtebauliche Aspekte

Durch die Setzung des Neubaus Sporthalle wird mit der daraus resultierenden Schaffung des Vorplatzes dem Campus eine Adresse gegeben , die städtebauliche Erschliessungsachse von der Haltestelle Lusan-Laune südöstlich bis zum Campus aufgespannt und zum einladenden Abschluss entwickelt. Gemeinschaftlich genutzte Räume am Vorplatz bilden einen „ Dritten Ort“ zur nachbarschaftlichen Nutzung im Stadtteil.

Vorplatz

Den Auftakt zum Campus bildet der großzügig gestaltete Vorplatz auf der unteren Ebene des Geländes mit einer organisch geformten Pflanzinsel analog den Pflanzinseln zum anliegenden "Hern von Lusan". Dieser Platz bildet den Übergang vom öffentlichen Raum zum Campus als nutzbarer "Dritter Ort" für das Stadtquartier.

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Der "Dritte Ort"

In der Soziologie umschreibt der Begriff aus dem Englischen "third place", Orte der Gemeinschaft, ergänzend zu dem Ersten Ort (Familienleben) sowie dem Zweiten Ort (Arbeitsleben). Dritte Orte sind einfach und auf neutralem Boden erreichbar, jeder Nutzer kann nach Belieben kommen und gehen. So steht der Vorplatz allen sozialen Schichten offen, bestehende Unterschiede werden abgeschwächt. Konversation ist dort ausdrücklich erwünscht und es herrscht eine spielerische Stimmung, so dass sich vor allem für die Stammgäste der Dritte Ort als Zweite Heimat entwicklen kann bzw. als "Zweitfamilie" fungiert.

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Fassadenstruktur und Sanierungskonzept

Ein Sanierungsziel des Schulgebäudes von 1978 ist die Erhaltung des bis heute unveränderten bauzeitlichen Erscheinungsbildes. Die Gliederung der Fassade in Tragstruktur (Stützen und Ringanker) und Ausfachung (massive Brüstungselemente und Fenster) soll nach der energetischen Ertüchtigung weiter erlebbar sein. Die Tragstruktur als primäres Element der Fassade wie auch die massiven Ausfachungen der Brüstungselemente werden mit einem mineralischen WDVS gedämmt. Die feingeputze Tragstruktur setzt sich gegenüber den grobkörnigen Putzstrukturen der Brüstung sowohl farblich als auch tiefengestaffelt ab und unterstreicht dadurch die feine Plastizität der Fassadenebene. Sämtliche Fenster der Schule werden durch Holz-Aluminium-Elemente ersetzt. Damit wird nicht nur dem Ziel der Verwendung von nachhaltigen Baustoffen Rechnung getragen, sondern  auch das Wohlbefinden im Raum durch den sichtbaren Einsatz von Holz erhöht. Den sommerlichen Wärmeschutz, die Verdunklung der Räume wie auch den Blendschutz übernehmen Verschattungselemente in der Fassade vor allen Fenstern in Form von textilen Vertikalmarkisen. Diese erlauben auch im geschlossenen Zustand die Lüftung des Raumes durch das geöffnete Fenster sowie den Durchblick nach außen durch die feine Perforierung der Behänge. Farblich abgestimmt mit der Aluschale der Fensterelemente und der beschichteten Aluminium-Fensterbänke verschmelzen alle Teile des Fensters zu einem gestalteten Ganzen.

Gebäudestruktur

Die Regelschule entspricht in Ihrem baulichen Bestand weitestgehend dem Modell der Typenschule Gera TS72 und besteht aus einem Klassenraumtrakt (BT C) und einem Fachraumtrakt (BT A). Ein dazwischen liegender Verbindungsbau (BT B) verbindet beide Trakte auf allen Ebenen. Der Entwurf behält die ursprüngliche Raumstruktur bei, wird jedoch durch einen Fluranbau an den Klassentrakt ergänzt. Dadurch wird das ursprüngliche Konzept der Erschließung von zwei Klassenräumen pro Geschoss durch ein Treppenhaus zugunsten einer baulichen Trennung des 1. und 2. Rettungsweges für alle Räume aufgelöst. In diesem Zug kann somit auch das mittlere der drei Treppenhäuser im Klassentrakt entfallen und die entstehenden Flächen für Räume genutzt werden.

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Nutzungsverteilung 

So finden sich die für 26 Schüler ausgelegten Klassenräume im östlichen Klassentrakt und die großen Fachunterrichträume weiterhin im westlichen Fachtrakt. Verbunden sind diese durch Pausenräume in jedem der vier Geschosse. Der nördliche Flügel des Klassenraumtraktes wird durch die Ergänzung des Fluranbaus als Nutzungseinheit in Jahrgangsclustern, bestehend aus 3 Klassenräumen und einem Differenzierungsraum, ausgebildet. Der neue Lernflur entzerrt die Erschließung der Klassenräume und ermöglicht so moderne Schulformen in bestehenden Typenbauten. Dieses Angebot soll auch in die Pausenhallen übertragen werden und so dem Gedanken der „Schule als Lebensraum“ mit Möglichkeiten für selbstorganisiertes Lernen gerecht werden. An Stelle des mittleren Treppenhauses befinden sich dort nun die Sanitärbereiche, welche im Gegensatz zur Bestandssituation in kleineren, dezentralen Einheiten angeordnet sind.

Konstruktion

An der Außenwand des Klassentraktes werden die massiven Ausfachungen zwischen den vorhandenen Stützen und den Riegeln rückgebaut. Die Ausfachungen werden neu in Mauerwerk errichtet. Der Neubau des westlichen Fluranbaus an den Klassentrakt ist eine Konstruktion aus Stahlbeton-Stützen, die in allen Geschossen übereinandergestapelt sind und geschossweise mit einem Unterzug verbunden werden. Aufgelegte Stahlbeton-Geschossdeckenplatten spannen zum Bestand und übernehmen die horizontale Aussteifung. Die
vertikale Aussteifung des Tragwerks erfolgt mittels dem Bestandsgebäude. Damit erreicht der neu errichtete Lernflur die maximal mögliche Ausdehnung und kann flexibel für moderne Schulformen mitgenutzt werden.

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Adressbildung Schulgebäude

Am westseitigen Haupteingang, der zukünftigen Hauptadresse der Schule, werden zur Ausformulierung des barrierefreien Haupteingangs die Treppenanlagen im mittleren Außenbereich zurückgebaut. Auf dem Niveau des Boulevardes wird das bestehende Vordach durch eine freitragende Konstruktion ersetzt. Durch den Rückbau des mittigen Treppenhauses im Klassentrakt kann auf der Ebene des Boulevardes ebenerdig ein großzügiges Foyer mit barrierefreier Erschließung über alle Geschosse realisiert werden. In diesem Kontext wird auch die zukünftige Adressbildung für die Regelschule "Die Vierte" in Form einer Installation auf einer freistehenden Wandscheibe zusammen mit der Briefkastenanlage herausgearbeitet. Eine großformatige Applikation getönter Plexiglasscheiben "4" in Grundfarben in Anlehnung an das Logo schafft in Anlehnung an das Konzept von Licht- /Sonnenfänger aus dem Gartenbau farbenfrohe und strahlende Akzente. Diese Art der Sichtbarkeit ist umweltfreundlich und energiesparend da sie ganz ohne Elektrizität oder andere Hilfsmittel auskommt.

Zustand des Wandbildes

Im Zuge einer ersten Zustandserfassung der Bestandteile der Emaille Arbeit Anfang 2024 wurde der grundsätzliche Zustand der Bauteile in Augenschein genommen, und das vorhandene Schadbild katalogisiert. Zunächst ist der Zustand differenziert zu beurteilen, überwiegend sind die Platten in gutem, teilweise sogar sehr gutem Zustand. Zur Aufarbeitung des Motives ist die Zielstellung, dies mit dem notwenigen Mindestaufwand dem Betrachtungsabstand entsprechend wiederherzustellen.

Wirkung am neuen Standort

Bei der Sanierung des Gebäudes wird intensiv das Ziel verfolgt wird die ursprüngliche Gestaltung der Gebäudehülle und des Tragwerks in ihrer Wirkung sichtbar zu lassen bzw.
herauszuarbeiten und damit auch das baukulturelle Erbe der DDR wertzuschätzen und in eine neue Nutzungsperiode zu überführen. Mit der Integration der Emaille-Arbeit ergibt sich
daher die Möglichkeit, durch den vorgeschlagenen neuen Standort, auf besondere Weise dem kulturellen Erbe Rechnung zu tragen und das Werk der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Durch die einmalige Gelegenheit die Arbeit in das Konzept der Generalsanierung bzw. Liegenschaftsentwicklung des Standortes mit einzubeziehen, kann so mit Bezug auf die Historie nicht nur der Kulturwert der Arbeit erhalten und wieder sichtbar gemacht werden, vielmehr kann das Wandbild als identitätsstiftendes Element aus der Historie heraus zur Entwicklung des Bildungscampus Gera Lusan beitragen.

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"Die bewegende Kraft des Wissens" von Lutz R. Ketscher

Die Emaille Arbeit "Die bewegende Kraft des Wissens" von Lutz R. Ketscher erstellt 1979 in Thale, zählt zu den Werken der baubezogenen Kunst der DDR. Das Wandbild aus 312
emaillierten Metalltafeln wurde beim Abbau vom ursprünglichen Standort (Ahornstraße 1, Gera Lusan) 2012 zunächst gesichert und eingelagert. Im Zuge der Umsetzung des Rahmenplans der Stadt Gera von 2004, ist das erklärte Entwicklungsziel die Entstehung des sogenannten „Herz von Lusan“, einem Zentrum zur Reaktivierung des Stadtteils. Die Neuordnung und Erweiterung des Bildungscampus Gera Lusan antizipiert diese Entwicklung mit der Ausformulierung eines öffentlichen Vorplatzes im Übergang zum bestehenden Schulgelände an der Rudolstädter Straße 51. Auch handelt es sich bei der Bausubstanz der Schule „Die Vierte“ am Campus Lusan um den gleichen Schulbautypen TS72, wie auch am Standort Ahornstraße 1. Im Zuge der städtebaulichen Einordnung der Baukörper am Vorplatz des zukünftigen Bildungscampus Gera-Lusan erhält die giebelseitige Wand des Klassentraktes des Schulbaus gegenüber der ursprünglichen städtebaulichen Setzung des Baukörpers eine besondere Bedeutung. Sie säumt zusammen mit dem Neubau der Sporthalle den zukünftigen öffentlichen Platz. 

Zeitstrahl 1972-2026

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