Achtung Baustelle! - Geras Zentrum im 20. Jahrhundert
Sonderausstellung vom 09. Dezember 2023 bis 26. Mai 2024
Das Zentrum ist das Aushängeschild einer Stadt. Ein Zentrum mit Flair begeistert Touristen, ist individuell und schafft Identifikation. Wann aber ist ein Stadtzentrum „schön“? Kann ein „schönes“ Stadtzentrum geplant werden?
Erste größere strukturelle Überlegungen für das Geraer Zentrum finden sich in den 1910er Jahren. Mit dem Neuen Rathaus auf dem Kornmarkt, den Kaufhäusern Tietz und Biermann, dem Palast-Filmtheater und dem Handelshof entstanden in zwei Jahrzehnten mehrere stadtbildprägende Gebäude. Die Amthorstraße wurde bis zur Sorge verlängert und damit eine geradlinige Verbindung zwischen Zentrum und Hauptbahnhof geschaffen. Durch den Abriss von zehn Gebäuden entstand 1938 der Zschochernplatz.
Ein Modell aus dem Jahr 1941 sah eine umfassende Neubebauung der gesamten nördlichen Innenstadt im monumentalen Stil des Nationalsozialismus vor. Der Ausgang des Zweiten Weltkriegs setzte diesen Überlegungen ein Ende. Die Endphase des Krieges brachte auch für Gera erhebliche Zerstörungen. Gegenüber anderen deutschen Industriestädten blieben die Schäden jedoch vergleichsweise gering. Nur etwa 10 % der Häuser waren zerstört. Die Lücken hätten relativ leicht geschlossen werden können, das Stadtbild wäre größtenteils erhalten geblieben.
Im Jahr 1952 wurde Gera die Hauptstadt des gleichnamigen, neu gegründeten Bezirkes und stand damit, ähnlich wie die anderen Bezirksstädte der DDR, besonders im Fokus einer städtebaulichen Modernisierung. Die Vision eines neuen sozialistischen Stadtzentrums wurde propagiert. Mit deren Umsetzung erfuhr das Geraer Stadtzentrum ab 1958 die umfangreichsten baulichen Änderungen seiner Geschichte. Praktisch die gesamte Innenstadt war in die Planungen einbezogen. Schwerpunkte bildeten der Bau des Interhotels, die Hochhäuser entlang der Breitscheidstraße, der Zentrale Platz mit dem Haus der Kultur sowie die Wohnungsneubauten zwischen Roßplatz und Reichsstraße und in der Altstadt südlich des Marktplatzes. Der gesamte Altbausubstanz dieser Areale ging unwiederbringlich verloren. Andererseits – was an Neuem entstand, war modern, weiträumig, hatte großstädtische Atmosphäre und fand bei vielen Einwohnern Anerkennung.
Die Ausstellung verdeutlicht mit historischen Plänen und Fotografien, Modellen und Gemälden die massiven Umbrüche, denen das Geraer Stadtbild im 20. Jahrhundert unterworfen war.