Ortsteil Milbitz / Thieschitz / Rubitz
Daten und Fakten
Name des Ortsteils: | Milbitz / Thieschitz / Rubitz |
mit den Ortslagen: | Milbitz, Thieschitz, Rubitz |
Ortsteil der Stadt Gera seit: | 01.01.1919 |
0 ha
Fläche
0
Einwohner (Stand: 31.12.2023)
Ortsteilbürgermeister und Ortsteilrat
Wahlperiode 2024 bis 2029
Ortsteilbürgermeister: | Geißler, Norbert |
Mitglieder des Ortsteilrates: | Fehse, Bernd |
Möbius, Michael | |
Rempke, Katharina | |
Rost, Christian | |
Wetzig-Koch, Jana | |
Zschach, Roland |
Erreichbarkeiten des Ortsteilbürgermeisters
Telefon: | 0365 551 0960 |
E-Mail: | norbert.geissler@gmx.de |
Ortsteilbüro
Köstritzer Weg 5, 07548 Gera
Lage und Verkehrsanbindung
Lage: | Milbitz, Thieschitz und Rubitz befinden sich im westlichen Stadtgebiet unmittelbar an der Grenze zum Landkreis Greiz. Sie werden begrenzt im Süden von der 1875 erbauten Bahnlinie Gera/Erfurt sowie seit 1938 nach Norden durch die Bundesautobahn, insbesondere durch die monumentale Autobahn-Talbrücke Thieschitz. Die leicht bewegte Hochebene ist überwiegend durch landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Größere zusammenhängende Waldflächen befinden sich im nördlichen Teil und rahmen die Ortsteile von Norden und Süden her ein. |
Nutzung: | Die vorhandenen, gewachsenen Ortslagen sind zum Teil dörflich sowie kleinstädtisch geprägt und spiegeln in gestalterischer Sicht die historische Nutzungsverknüpfung von Landwirtschaft und Wohnen wieder. Die Ackerflächen werden von der Reußischen Gutsverwaltung bewirtschaftet. Kleingewerbliche Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sind angesiedelt. |
Landschaft- und Ortsgestalt: | Das Landschaftsbild ist geprägt von Acker-, Wiesen- und Waldflächen. Die Einbindung der gewachsenen Ortslagen in den Landschaftsraum ist aufgrund der starken Durchgrünung mit landschaftstypischen Gehölzen gegeben. Die Ortsteile grenzen an das Landschaftsschutzgebiet „Geraer Stadtwald“. Weiterhin befinden sich Streuobstwiesen und besonders zu schützende Biotope nach § 18 ThürNatG hier. |
Schule / Kita / Freizeiteinrichtungen / Sehenswürdigkeiten
Kindereinrichtung: | Die nächstgelegene Kindereinrichtung befindet sich im Geraer Ortsteil Untermhaus. |
Schule: | Die nächstgelegenen Schulen befinden sich im Stadtgebiet Gera. |
Kinder- und Jugendeinrichtungen: | |
Sportplätze / Spielplätze / Freizeitanlagen: | Reitstadion in Milbitz |
Außenanlage am Vereinshaus der Maibaumgesellschaft Milbitz-Thieschitz-Rubitz e.V. | |
Spielplatz in Rubitz | |
Sehenswertes: | Bronzezeitliche Hügelgräber (13 Stück) auf der Cosse (Rubitz) |
Vereine: | Maibaumgesellschaft Milbitz, Thieschitz, Rubitz e.V. |
Tierheimförderverein e.V. | |
Reitverein Gera e.V. | |
Partnergesellschaft Gera - Fort Wayne e.V. | |
Kirche / Friedhof: | Evangelische Kirche und Friedhof in Thieschitz (teilweise kommunal) |
Geschichte
Historie Milbitz/Thieschitz/Rubitz
(Autor: Frau Türpitz (†) Ergänzungen von Herrn N. Geißler (Ortsteilbürgermeister)
Milbitz, Thieschitz und Rubitz sind seit dem 1. Januar 1919 stadtangehörig.
Der Stadtratsbeschluss zur Einrichtung als eigenständige Ortschaft erfolgte 2001, die Wahl des ersten Ortschaftsrates am 6. Februar 2002.
Westlich der Weißen Elster gelegen wurden etwa seit dem 6. Jahrhundert sorbische Siedler ansässig, welche die drei Ortschaften in der typisch sorbischen Rundlingsform anlegten. Grabungen haben in der Vergangenheit gezeigt, dass die Gegend jedoch schon wesentlich früher besiedelt war. Bronzezeitliche Funde konnten insbesondere aus der 13 Hügel umfassenden Grabanlage auf der Cosse (Rubitz) geborgen werden, diese befinden sich heute im Stadtmuseum. Zahlreiche Knochenfunde oberhalb der Thieschitzer Kirche – insbesondere beim Bau der Bahnlinie – weisen auf ein slawisches Gräberfeld hin.
Der Sage nach trieben in früheren Zeiten Zwerge und Elfen hier ihr Unwesen. Bis heute existiert die kleine Zwerghöhle mit dem angrenzenden gleichnamigen Lokal an der Untermhäuser Straße; das Dolomitsteinmassiv mit der großen Zwerghöhle an der heutigen Straße Thieschitz - Bad Köstritz wurde zwischen 1848 und 1860 als Bausteinbruch abgetragen bzw. musste eine letzte Bastei 1920 dem Straßenbau weichen. In den Zwerghöhlen soll die Wohnstätte des Zwergenkönigs Coryllis und seines Völkchens gewesen sein, die mit Rat und Tat den Menschen zur Seite standen. Leider fand das Zwergenvölkchen Geschmack an frisch gebackenem Brot und stibitzte so manchen Teil, so dass die Menschen darauf verfielen, das Brot mit Kümmel, Fenchel, Anis zu versetzen, was den Zwergen nicht bekam und sich derart verärgert aus der ungastlichen Gegend verabschiedeten.
Im Dreißigjährigen Krieg erlebten die Orte wiederholt Durchmärsche kaiserlicher Truppen, im 7jährigen Krieg erfolgte eine monatelange Einquartierung von Preußen. Auch Napoleonische Truppen hinterließen ihre Spuren: Ein altes Gemeinderechnungsbuch gibt Auskunft, dass am 11.10. die Franzosen 62 Taler aus der Gemeindekasse erpressten mit der Maßgabe, den Ort zu verschonen was sie nicht taten: am nächsten Tag lagen 100 Husaren im Ort und der später bezifferte Schaden wurde mit 1.000 Talern angegeben. Die 1812 ermittelten Kosten für die Einquartierung der französischen Truppen betrugen 385 Taler, 2 Groschen.
Tragischer noch als diese Kriege waren wohl die beiden Hochwasser 1954 und am 10.8.1981, die vor allem in Rubitz und Thieschitz verheerende Schäden anrichteten.
Ab Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhundert waren die drei Orte beliebte Ziele für die Sonntagsausflüge der „Gerschen“. Von den einst zahlreichen Gaststätten, deren bekannteste und beliebteste der Lunapark in Milbitz, Scheffels Gasthof in Thieschitz sowie das Schützenhaus in Rubitz waren, wird heute keine mehr bewirtschaftet.
Eingegrenzt werden die Orte heute nach Süden von der 1875 erbauten Bahnlinie sowie seit 1938 nach Norden durch die Autobahn, und hier besonders durch die recht monumentale Autobahn-Talbrücke Thieschitz, die ab 1997 im Zuge des Ausbaus der Autobahn sechsspurig erneuert wurde.
Milbitz
Über den Namen des Ortes gibt es zwei Erklärungen: die erstere nimmt eine Herkunft von Mel (Müll, Gerölle) im Sinne der Sedimentablagerungen am Elsterufer an, als zweite kommt die patronymische Herkunft von einem sorbischen Ortsgründer Mil und demnach Milvice gleich „Sippe des Mil“ in Frage.
Erstmals in einer Urkunde verzeichnet wird Milwicz am 12. November 1322, in der die Vögte von Gera dem Kloster Kronschwitz den Kauf von Äckern bestätigen. 1506 erwirbt Bonifatius von Schaurodt das Dorf für 400 Gulden rheinisch. Späterhin ging Milbitz in die Herrschaft Reuß über, wurde mit seinen damals sieben Hofstellen dem Kammergut in Ernsee fronpflichtig und unterstand der reußischen Gerichtsbarkeit. Ab 1659 sind die Pferdegüter in Milbitz verpflichtet, sämtliche Baufuhren für Schloß Osterstein, das Alte Stadtschloß sowie alle Holzfuhren für Brückenbauten und die Wirtschaftsfuhren für das Vorwerk und die Brennerei Untermhaus zu leisten.
Am 11. November 1899 wurden in der Gemarkung Am Weinberg die Milbitzer Heilanstalten, eine Stiftung der Geraer Familie Louis Schlutter, ihrer Bestimmung übergeben. 1927 erweitert dienten sie im II. Weltkrieg als Lazarett und nach 1945 als Sanatorium der Sowjetischen Besatzung. Die Gemarkung selbst wurde in den 70er Jahren Untermhaus zugeordnet. Seit 1990 sind die Gebäude dem Verfall preisgegeben.
Als eine der herausragendsten Sportstätten der Stadt befindet sich in Milbitz das Reitstadion Gera, in dem schon internationale CHIO-Turniere, Weltcup-Springen oder auch die Deutschen Meisterschaften im Spring- und Dressurreiten ausgetragen wurden. 1974 eröffnet, wurden im Jahr 2000 die Plätze und Tribünenanlagen komplett erneuert und um einen Hallenneubau ergänzt.
Infolge des Hochwassers 2013 wurde das Reitstadion mit umfangreichen baulichen Maßnahmen den neuesten Standards des Hochwasserschutzes angepasst. Dies umfasste den Abriss der alten Reithalle, einen Neubau des Stalls und der Reithalle sowie die Neuanlage des Reitplatzes.
Unweit davon erreicht man über die Franzosenbrücke, deren heutige Stahlkonstruktion die hölzernen Vorgängerbauten aus dem Jahr 1926 ersetzte, den Hundesportplatz des mittlerweile hundertjährigen Vereins für Deutsche Schäferhunde, Sektion Gera sowie das Tierheim der Stadt Gera, welches den Reigen der wahrhaft tierischen Einrichtungen in Milbitz abrundet.
Thieschitz
Die älteste bekannte Erwähnung von Thieschitz datiert auf den 23. September 1540: Heinrich von Eichigkt, Rittergutsherr zu Langenberg, beurkundet Acker und Wiese mit Zins und Fron in Teschwitz. Der Ortsname lässt auch hier mehrere Deutungen zu: nämlich von techa (= Trost, Lust), was auf die angenehme Lage des Ortes hindeutet oder eine Ableitung von Djasice, Ort der Kobolde oder Zwerge. Thieschitz ist seit der Ablösung der Siedler vom heidnischen Glauben Kirchort der drei Gemeinden.
Eine erste Kirche wurde vermutlich um 1200 erbaut und nach der 1533 erfolgten Reformation der Gemeinde um 1541 durch einen steinernen Neubau ersetzt. Seine heutige Gestalt erhielt das Gotteshaus der Parochie Thieschitz 1867 durch Um- und nahezu völligen Neuaufbau.
Durch die früher enge Verflechtung von Kirche und Schule entwickelte sich Thieschitz auch zum Schulstandort der drei Dörfer. 1570 wird erstmalig ein eigenständiges Schulgebäude erwähnt, das 1837 durch einen Neubau ersetzt wurde. Diese „alte Schule“, heute Wohnhaus, steht neben dem Pfarrhof, die „neue Schule“ in der Thieschitzer Straße wurde 1912 eingeweiht. 1975 erfolgte hier die letzte Einschulung, danach wurde der örtliche Kindergarten in das Gebäude verlegt.
Nach dessen Schließung 1995 erwarb es 1996 die AMSA Akademie für medizinische und soziale Ausbildung und richtete eine staatlich anerkannte Höhere Berufsfachschule für Ergotherapie ein. Die 2002 anstelle des alten Sanitärtraktes errichtete Aula steht auf Anfrage freundlicherweise auch der Ortschaft zur Verfügung. Nach der Schließung der Höheren Berufsfachschule wurde das Gebäude verkauft. Der neue Eigentümer nutzt das Gebäude nach dem kompletten Um- und Ausbau u.a. als Konzertsaal.
Bis ins Jahr 2006 hat eine Freiwillige Feuerwehr bestanden.
Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr wurde zum Vereinshaus der Maibaumgesellschaft Milbitz-Thieschitz-Rubitz e.V umgebaut.
Ebenfalls in den neunziger Jahren geschlossen wurden Konsum und Poststelle. Auch der Bahnhof Thieschitz kann seinen „100.“ nur noch quasi als Ruheständler erleben: Die den Ort seit 1875 schneidende Gera-Weimarische Bahn war 1913 mit der Eröffnung des Bahnhofes für die drei Ortschaften nutzbar geworden, was in der Folgezeit das Dorf als Wohnort für die „Gerschen“ attraktiv machte. Mittlerweile im Betrieb der DB hielt der letzte Zug 1996 in Thieschitz, die Bahnhofsgebäude wurden verkauft und dienen nun als Wohnhaus. Die durch die Zeitläufe baufällig gewordene Thieschitzer Bahnbrücke wurde 2002/03 durch einen Neubau ersetzt, der am 9. Juli 2003 seiner Bestimmung übergeben wurde.
Rubitz
Rubitz wird erstmals 1147 als Lehnsgut Roboce des Zeitzer Domkapitels erwähnt. Im Gegensatz zu Milbitz und Thieschitz ist Rubitz über viele Jahrhunderte Rittergut mit wechselnden Lehnsherren, denen auch die obere und niedere Gerichtsbarkeit obliegt, so derer von Schauroth, von Uttenhofen und später von Biesenroth. Die Straße Cosse am nordwestlichen Ortsrand gelegen wird noch um 1550 als eigenständiges Dorf aufgeführt.
Am 3. Mai 1681 erwirbt Katharina Elisabeth Reuß, Witwe des 1670 verstorbenen Geraer Landesherren Heinrich II. Posthumus Reuß das Gut für 12.000 Gulden. Sie nutzt das nunmehr reußische Kammergut als Sommer- und Witwensitz und überträgt die Bewirtschaftung wechselnden Pächtern. Mit der Auflösung der thüringischen Kleinstaaten überträgt das Haus Reuß 1920 das Gut an den Staat, nach dem 2. Weltkrieg bis Anfang der siebziger Jahre wurde es als Volkseigenes Gut bewirtschaftet.
Die Rubitzer Turnhalle, am 16. Januar 1906 eingeweiht, wurde durch den 1882 gegründeten Turnverein Rubitz e.V. erbaut. Sie wurde auch der Thieschitzer Schule für das Schulturnen zur Verfügung gestellt. 1983, nach Beräumung der Hochwasserschäden, erhielt sie in Eigenleistung der Einwohner einen Anbau mit Saal, Küche und Sanitäranlagen, der 2007 wegen Grundstücksfremdansprüchen abgerissen werden musste. Die Turnhalle dient derzeit als Gewerbeobjekt, durfte sich aber zu ihrem 100. Geburtstag eines großen Festes – organisiert von der Maibaumgesellschaft – erfreuen. 2017 eröffnete der Bäckermeister M. Möbius in der ehemaligen Turnhalle ein saisonales Café.
Schwere Schäden im Ort richtete das Hochwasser am 10. August 1981 an: Starke Niederschläge, die gegen Mittag teilweise 210 Liter je Quadratmeter erreichten, und zum Bruch der Eisenbahnbrücke bei Töppeln, hinter der sich die Wassermassen angestaut hatten. Zwei Bürgerinnen aus Rubitz wurden vom Hochwasser überrascht und kamen ums Leben. Rund 75% aller Wohnhäuser standen unter Wasser.
Energie-, Trinkwasser- und Fernmeldeversorgung brachen komplett zusammen, die Straßen und der Lauf des Erlbachs wurden stark beschädigt. Aufgrund der Gebäudeschäden mussten drei Anwesen abgerissen, rund 30 Personen mit neuem Wohnraum versorgt werden.
Ansprechpartner/innen | |||||
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Frau Norbert Geißler Ortsteilbürgermeister | Köstritzer Weg 5, 07548 Gera
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