Ortsteil Cretzschwitz / Söllmnitz
Daten und Fakten
Name des Ortsteils: | Cretzschwitz / Söllmnitz |
mit den Ortslagen: | Cretzschwitz, Söllmnitz, Wernsdorf, Lauenhain |
Ortsteil der Stadt Gera seit: | 01.04.1994 |
0 ha
Fläche
0
Einwohner (Stand: 31.12.2023)
Ortsteilbürgermeister und Ortsteilrat
Wahlperiode 2024 - 2029
Ortsteilbürgermeister | Rittirsch, Florian |
Mitglieder Ortsteilrat: | Grübel, Björn |
Köhler, Hartmut | |
Wesser, Karsten | |
Zingel, Peter |
Erreichbarkeiten des Ortsteilbürgermeisters
Telefon: | 0172 886 1027 |
Sprechzeiten: | nach telefonischer Vereinbarung |
Ortsteilbüro
Söllmnitz 49, 07554 Gera
Lage und Verkehrsanbindung
Lage: | Die Orte Cretzschwitz und Söllmnitz mit Lauenhain und Wernsdorf liegen im nördlichen Stadtgebiet, begrenzt durch die B2 und den Landkreis Greiz. Die leicht bewegte Hochebene ist überwiegend durch landwirtschaftliche Nutzflächen und einen landschaftsgeschützten Bereich östlich des Stausees geprägt. |
Nutzung: | Die vorhandenen und gewachsenen Ortslagen sind, bis auf die von Cretzschwitz, stark dörflich geprägt und spiegeln in gestalterischer Sicht die historische Nutzungsverknüpfung von Landwirtschaft und Wohnen wider. Cretzschwitz ist durch die ehemals große Ziegelei und die Ansiedlung der notwendigen Arbeitskräfte geprägt. Heute existiert hier ein Gewerbegebiet, in dem die JOMA Dämmstoffwerk GmbH und verschiedene Baubetriebe ansässig sind. Die Ackerflächen werden von der Landwirtschaftlichen Produktions- und Handelsgesellschaft mbH bewirtschaftet. Die La-Pro-Ha Cretzschwitz besitzt ebenfalls eine Rinderstallanlage mit 500 Tieren und nutzt mit einer Biogasanlage die vorhandenen biologischen Abfallstoffe. Kleingewerbliche Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe sind angesiedelt. Neu entsteht das "Industriegebiet Cretzschwitz" unmittelbar im Anschluss an das Industrie- und Gewerbegebiet Hermsdorf "Am Vogelherd". |
Landschafts- und Ortsgestalt: | Das Landschaftsbild ist geprägt von fruchtbaren Acker- und Wiesenflächen. Die Einbindung der gewachsenen Ortslagen in dem Landschaftsraum ist aufgrund der starken Durchgrünung mit landschaftstypischen Gehölzen gegeben. Besonders schützenswerte Vogelarten, wie der Rote und der Schwarze Milan, haben sich hier angesiedelt und nutzen das Gebiet als Brut- und Nistplatz. Die Straßenstruktur ist dörflich geprägt. Die Bebauungsstruktur der Ortsteile ist durch viele landwirtschaftliche Hofanlagen (z.B. Vierseitenhöfe) sowie Neubauten geprägt. Eine prägnante Kirche aus dem 15. Jahrhundert befindet sich in Söllmnitz. |
Verkehrsanbindung: | Die Orte erreicht man von Gera aus auf der B 2 und der L 1079. Die innere Anbindung erfolgt über Gemeindestraßen. Mit dem ÖPNV ist Cretzschwitz/Söllmnitz über die Buslinie 229 des Regionalverkehr Gera/Land GmbH ab der Umsteigestelle "Duale Hochschule" oder dem Hauptbahnhof zu erreichen. |
Schule / Kita / Freizeiteinrichtungen / Sehenswürdigkeiten
Kindereinrichtung: | keine |
Schule: | Schulstandort Grund-schule ist Bieblach-Ost; Weiterführende Schulen befinden sich im Stadt-gebiet Gera |
Freizeiteinrichtungen: | Kulturhaus mit Gaststätte Söllmnitz |
Gaststätten in Cretzschwitz | |
Sportplätze / Spielplätze / Freizeitanlagen: | Bolz- und Spielplatz, Volleyballanlage in Söllmnitz neben dem Kulturhaus |
Kegelbahn in Söllmnitz | |
Stausee in Söllmnitz/Brahmenau (vom Anglerverein Alt-Bieblach verwaltet) | |
Tongrube mit angrenzender Gartenanlage in Söllmnitz | |
Sehenswertes: | Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege in Cretzschwitz, Söllmnitz und Wernsdorf |
Denkmalgeschützte Vierseitenhöfe in Wernsdorf | |
Naturdenkmale: zwei Stieleichen in Wernsdorf und Lauenhain | |
Völkerschlachtdenkmal Cretzschwitz | |
Vereine: | Feuerwehrverein Söllmnitz/Wernsdorf |
Heimatverein „Heimatfreunde Cretzschwitz“ e.V. | |
SV Söllmnitz mit der Abteilung Kegeln | |
Kultur- und Traditionsverein "Sellms su blau" | |
Interessengemeinschaft Söllmnitzer Kirche | |
Kleingartenverein Söllmnitz | |
Kirche / Friedhof: | Kirche in Söllmnitz |
Friedhöfe in Cretzschwitz, Söllmnitz und Wernsdorf |
Geschichte
Historie Cretzschwitz / Söllmnitz
(Autoren: Frau Mosch, Vorsitzende des Heimatvereins „Heimatfreunde Cretzschwitz e.V.“, Herr Weithaas (Ortschronist), Frau Starke, Herr Zingel)(Autor: Frau Mosch, Vorsitzende des Heimatvereins „Heimatfreunde Cretzschwitz e.V.“, Herr Weithaas (Ortschronist), Frau Starke, Herr Zingel)
Cretzschwitz
Im Jahr 1121 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als Gresewitz, in dem das Kloster Bosau seinen Besitz hatte. 1146 wird der Ort als Crescuwice bezeichnet. Der Mittelpunkt war in der damaligen Zeit das Rittergut, welches bis zum Jahr 1381 der Familie von Selmnenitze und danach der Familie von Schauroth gehörte.
1533 war Kretschwitz, danach Kretzwitz und im Volksmund „Kreschwitz“ genannt, ein nach Dorna in Kirche und Schule gerichteter Ort, meist von Wald umgeben. Ein kleines, freundliches eingebuchtetes Dörfchen der Hochebene, 1 Stunde nördlich von Dorna und ¼ Stunde oberhalb Söllmnitz, am Rießbach und am Zusammenstoße zweier Gründchen, zwischen bewaldeten Höhen, neben 6 Teichen von Ost nach West gebaut und in der Dorfmitte 750 Fuß hochgelegen (mittelalterliche Beschreibung). Bis 1888 war es ein Bauerndorf mit Rittergut zuletzt im Besitz derer von Brandenstein auf Hain.
1888 erfolgte die Gründung des Betriebes „Reussengrube“, danach unter „Reussengrube Erdfarben- und Verblendsteinfabrik Gera/Reuss AG“ bekannt.
Söllmnitz
1900 begann der Bau der Wuitz-Mumsdorfer Eisenbahn mit Werkanschlussgleis nach Cretzschwitz. Die Einstellung böhmischer Arbeitskräfte und eine allgemeine Zuwanderung von Arbeitern in den Ziegeleibetrieb brachten den Wandel vom Bauerndorf zum „Industriebereich“.
1946 wurde die Reussengrube zwangsenteignet und es begann die Demontage der Maschinen und 1948 wurde die „VEB Reussengrube“ gegründet.
1953 erfolgte die Gründung der LPG Typ 1 später Typ 3 mit Söllmnitz und Wernsdorf, anschließend die Teilung in die Bereiche Tier- und Pflanzenproduktion.
1957 wurde die Schule geschlossen.
1959/60 wurden 5 Mehrfamilienhäusern für Arbeiterfamilien errichtet.
Mit der Wiedervereinigung erfolgt in allen Bereichen eine große Umstrukturierung und das bis dahin bekannte Leben im Dorf wird neuen Maßstäben angepasst.
Im Mai 2003 gründete sich der Heimatverein „Heimatfreunde Cretzschwitz e.V.“. Anliegen des Vereins ist die Förderung dörflicher Traditionen, die Durchführung allgemeinnütziger Veranstaltungen, die Erstellung der Ortschronik, Gestaltung und Pflege öffentlicher Flächen sowie die Instandsetzung und Pflege öffentlicher Denkmäler.
Söllmnitz wurde 1121 urkundlich das erste Mal als Selmitz erwähnt. Es wurde verschieden gesprochen und geschieben. 1121 sagte man Selmitz, 1146 Selmse, 1333 Selmenitz. Im Volksmund sagt man heute noch „Sellmser“.
Söllmnitz entstand am Rothenbach - heute Stausee - aus zwei Häusergruppen und drei Vorwerken. Die dritte dazugehörende Häusergruppe war Lauenhain.
Söllmnitz ist Stammsitz eines weit verzweigten Rittergeschlechts. Vom
13. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts gehörte es einem aus Meißen stammenden Geschlechtes, die den Namen „Herren von Sellmenitz“ annahmen.
Der Name Söllmnitz wird gedeutet: „Im oder hinter dem Steinbruch“. Dies ist nachzulesen in „Unserer Zeit“ von E.P. Kretschmer. Es wäre demnach eine Sorbensiedlung gewesen.
Ende des 13. Jahrhunderts legten Conrad und Sauder von Selmenitz aus besonderer christlicher Andacht den Grundstein zur damaligen Kirche. Die Herren von Sellmnitz erweiterten die von der Urpfarrei Dorna versorgte Söllmnitzer Kapelle zur Pfarrkirche. Die Pfarrei Söllmnitz soll bis ins erste Jahrzehnt nach der Reformation bestanden haben. Fast 400 Jahre, bis 1927, wurde die Gemeinde vom Pfarramt in Hirschfeld versorgt und seit dieser Zeit vom Pfarramt Pölzig.
Die jetzige Kirche ist ein Erweiterungsbau aus der Zeit der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Der Turm ist jüngeren Datums. Alle Veränderungen, die die Grundherren in der Zeit vom ausgehenden 17. bis 19. Jahrhundert vornahmen, betrafen zumeist die Innenausstattung. Der Turm ist ein auf der Dachmitte aufgesetzter Dachreiter mit hohem spitzem Helm. Leider hat sich der Zustand der Kirche in den letzten Jahren gravierend verschlechtert und bedarf einer ganz dringenden Sanierung. Dach und Turm sind bereits erneuert.
Eine Witwe des Geschlechts derer von Selmenitz stand mit Martin Luther in Briefkontakt und erhielt von diesem 1523 im Kloster St. Georg heimlich das heilige Abendmahl. Um 1858 starb das Geschlecht von Selmenitz aus.
Seit Anfang 1600 waren eine Brauerei und eine Brennerei in Betrieb, die einen sehr guten Ruf hatten. Wein- und Hopfenanbau waren damals ein Hauptertrag, die Flurnamen sind bis heute erhalten geblieben. Seit 1901 existiert eine Freiwillige Feuerwehr.
Söllmnitz entwickelte sich nach der Wende rasch zu einem attraktiven und schönen Dorf.
1992 erfolgte der erste Spatenstich für das Wohngebiet „Am Weinberg“. Es entstanden hier 46 Einfamilien- und Doppelhäuser an einem leichten Südhang am Ortsrand von Söllmnitz.
Söllmnitz nutzte die Dorferneuerung, das Programm zur Verbesserung der ländlichen Infrastruktur, um einen Teil der Straßen und die Wasserver- und Abwasserentsorgung zu sanieren.
Lauenhain
Es wurde erstmals urkundlich 1333 erwähnt.
Es bestand aus einem Hauptvorwerk und war einziger Zugang zum Rittergut. Dieses lag umgeben von großen Teichen und Sumpfgebieten auf einem lehmhaltigen mit trinkbarem Wasser angereicherten Untergrund. Es stand geschützt durch den Wald, der an das Gut angrenzte.
Es gilt als sicher, dass sich der Name von Lauenhain von einem Ritter oder einer anderen Gründerfamilie (Untergrund) herrührt, welcher einen Löwen in seinem Schild trug. Die Wortbezeichnung „Hain“ bedeutet ein geschützter, umzäunter Ort. Lauenhain gehörte ebenso wie Söllmnitz bis 1527 zur Parochie Dorna. Heute noch ist Lauenhain eine kleine in sich geschlossene Gemeinschaft.
Wernsdorf
1364 erstmals urkundlich erwähnt. Es war ein großzügig angelegter Ort, zur damaligen Zeit.
Wernsdorf war seit 1839 der Schulstandort auch für die Kinder von Söllmnitz. Bis dahin mussten die Kinder nach Hirschfeld in die Schule gehen. Die Schule wurde 1971 geschlossen und die Kinder besuchten anschließend in Brahmenau die Schule.
Bis 1979 war Wernsdorf eine eigenständige Gemeinde und wurde dann in die Gemeinde Söllmnitz eingemeindet.
Nach unterschiedlichen Nutzungen wurde das ehemalige Schulgebäude Ende der 80ziger Anfang der 90er Jahre zeitweilig als Jugendclub genutzt, ehe es an private Käufer durch die Stadt Gera verkauft wurde.
Auf dem Steinberg mit 308 m über NN befindet sich heute die zentrale Brunnenanlage für die gesamte Ortschaft.
Die Wuitz- Mumsdorfer Eisenbahn
(Autoren: Herr Weithaas (Ortschronist), Frau Starke, ehemalige Ortsteilbürgermeisterin)
Anfang 1900 begann in Söllmnitz der Tonabbau für das ehemalige Dachziegelwerk A.G. Cretzschwitz. Am 6. Juli 1900 erfolgte die Gründung der Gera-Meuselwitz-Wuitzer Eisenbahn AG (GMWE) und Söllmnitz erhielt 1901 einen Bahnhof. Die Bedeutung des Bahnhofs Söllmnitz lag hauptsächlich in der Funktion eines Trennungsbahnhofs für die hier abzweigende Strecke zur Dachziegelfabrik Reußengrube Cretzschwitz. Im Bahnhof Söllmnitz konnten Zugkreuzungen stattfinden. Die Einfahrten waren durch Trapeztafeln gesichert. Außer den 3 Durchfahrgleisen besaß der Bahnhof ab 1921 ein Anschlussgleis, welches der Reußengrube gehörte und sich neben der Hochrampe befand. Durch ein verheerendes Hochwasser am 3. Mai 1969, im gesamten nördlichen Raum Geras, wurden die gesamten Gleisanlagen sowie die Station Gera-Pforten verwüstet.
Eine Neuindienststellung kam aus wirtschaftlicher Sicht nicht in Frage, da die Stilllegung für 1970 sowieso geplant war. Damit wurde auch der Personenverkehr von und nach Gera eingestellt.
Ab dem 1. Mai 1969 übernahm der Kraftverkehr Gera die Beförderung von und nach Gera.
Am 19. Mai 1969 verlässt der endgültig letzte Zug Gera-Pforten und überführt die letzten Fahrzeuge nach Wuitz-Mumsdorf zur Verschrottung.
Das Bahnhofsgebäude wurde durch NAW-Einsatz der Bürger von Söllmnitz in ein Kulturhaus umgebaut. Die Einweihung fand 1976 statt und ab diesem Zeitpunkt bildete es ein gastronomisches, kulturelles und sportliches Zentrum in der Gemeinde Söllmnitz.
Am 13. Mai 1977 wurde eine Dampflokomotive der Baureihe 99 555 und zwei Reisezugwagen aus dem Jahre 1922, als Wahrzeichen und Erinnerung an die Eisenbahngeschichte des Ortes, vor dem Kulturhaus aufgestellt.
Leider mussten sich die Söllmnitzer Bürger am 24. August 2002 von der Traditionseisenbahn und den beiden Personenwagen wieder trennen. Die Lokomotive und die beiden Wagen waren in einem solch schlechten Zustand, der eine fachgerechte und vor allem teure Instandsetzung notwendig machte. Alle Bemühungen zur Gründung eines Vereins zum Erhalt und die Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel waren ergebnislos verlaufen.
So entschloss sich der Ortsteilrat schweren Herzens die Traditionseisenbahn und die beiden Personenwagen an den Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahn e.V. Oybin zu übereignen. Der Verein stellt sich der großen Aufgabe die Lokomotive und die beiden Personenwagen wieder herzurichten und fahrbereit zu machen.
Ansprechpartner/innen | |||
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Herr Florian Rittirsch Ortsteilbürgermeister | Söllmnitz 49, 07554 Gera
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