Küchengarten & Orangerie
Er ist das barocke Juwel unter den Parkanlagen der Stadt Gera. Als Küchen- und Nutzgarten 1631 erstmalig erwähnt, diente der Küchengarten zunächst der Versorgung des Schlosses Osterstein, der damaligen Residenz des späteren Fürstentums Reuß jüngere Linie.
Der herrschaftliche Küchengarten – ab 1946 bis 1950 „Stalinpark“, 1950 bis 1953 „Theaterpark“, 1953 bis 1991 „Park der Opfer des Faschismus“, seit 1991 wieder Küchengarten – wurde 1631 erstmals erwähnt.
Er umfasst zusammen mit der Küchengartenallee die Grünfläche westlich der Orangerie bis zum Ufer der Weißen Elster und die Parkanlage östlich der Orangerie bis zur Theaterstraße. Das Areal fungiert räumlich, funktional und optisch als Bindeglied zwischen der ehemaligen Schlossresidenz auf dem Bergsporn und der Stadt. Gemeinsam mit der Orangerie gehört der Küchengarten zu den größten städtebaulichen Leistungen des Hauses Reuß jüngerer Linie.
Wie der Name vermuten lässt, diente die Anlage als Nutzgarten für den Küchengebrauch der Geraer Hofhaltung. Daneben war sie auch ein repräsentativer barocker Lustgarten, ein Erholungsort für die Reußische Familie und ihre Gäste. Erst 1918 wurde der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Gemäß dem barocken Zeitgeist war er streng geometrisch und regelmäßig gegliedert. Zu seinem ursprünglichen Bestand gehörte ein Gewächshaus an der Westseite, das für die Unterbringung der Pflanzensammlungen gedacht war, jedoch 1729 abbrannte. An gleicher Stelle entstand bis 1732 unter der Leitung Graf Heinrich XVIII. Reuß-Gera (1677 - 1735) und nach Plänen des fürstlich-sächsischen Landesbaumeisters Gottfried Heinrich Krohne die zunächst als „Garten-Palais“ bezeichnete neue Orangerie.
Die spätbarocke Zweiflügelanlage besteht im Kern aus vier Pavillons, die sich durch zwei halbkreisförmige Zwischenflügel zu einem optischen Ganzen fügen. Der repräsentative präklassizistische Mittelbau, der die beiden inneren Pavillons zusammenfasst, wurde zwischen 1746 und 1748 errichtet. Im Zentrum des Mittelbaus befindet sich die dreiteilige, rundbogige Tordurchfahrt und über dem Torbogen das reußische Wappen.
Mit dem Erlöschen der gräflichen Linie Reuß-Gera wurde der Gebäudekomplex nicht mehr als Orangen- und Gewächshaus genutzt. In den folgenden Jahren diente es unter anderem als Lazarett (1805/06), Pferdestall, Turnhalle, Lokal und als Militärstandort (1840 bis 1850). Zwischen 1878 und 1919 stand dem Geraer Kunstverein die Orangerie für Ausstellungen zur Verfügung.
Seit 1947 wird der Bau dauerhaft museal genutzt. Als Domizil der Kunstsammlung Geras, als das die Orangerie seit 1972 fungiert, verfügt sie über eine 1000-Quadratmeter-große Ausstellungsfläche. Aktuell beherbergt das Gebäude im Nordflügel eine Ausstellung über das Spätwerk von Otto Dix. Im Südflügel sowie im Mittelbau werden wechselnde Sonderausstellungen gezeigt.
Eine umfassende Restaurierung einschließlich ästhetisch gelungener Innenumbauten erfolgte 1954/57 unter Leitung des Architekten Werner Lonitz. Zwischen 2004 und 2007 wurde der Gebäudekomplex mit finanzieller Unterstützung der Städtebauförderung und des Denkmalschutzes außen und innen umfangreich instandgesetzt und erhielt eine moderne Klimatechnik zur Gewährleistung eines optimalen Raumklimas für die Ausstellungsstücke. Die durch das Hochwasser von 2013 entstandenen Schäden etwa im Keller des Nord- und Südflügels konnten durch Fördermittel des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur beseitigt werden.
Im Zuge des Baus der neuen Orangerie von 1732 erfuhr auch der Küchengarten erhebliche Veränderungen. Dazu gehört die repräsentative Ausgestaltung des unmittelbar vor der Orangerie gelegenen Parterres, dem kunstvollen Teil des Gartens.Es war mit komplizierten Mustern aus Buchsbaumhecken, den sogenannten Broderien, ausgefüllt und wurde für die Präsentation der Kübelpflanzen genutzt. Daran schloss sich der Boskettbereich an. Das waren geometrisch untergliederte Räume, die von Hecken, Baumwänden oder Laubengängen umschlossen wurden.
Ab 1780 wurde der Ostteil des Gartens im landschaftlichen Stil mit geschlängelten Wegen und einzelnen Baumgruppen auf offenen Wiesen umgestaltet. Ein Teilbereich des Gartens wurde 1902 mit dem Theater bebaut. Von der aufwändigen Gartenanlage verblieb das Wegesystem mit dem Achsenkreuz im westlichen Teil. Im Zuge der Bundesgartenschau 2007 wurde der Park als offizielles BUGA-Begleitprojekt nach den historischen Plänen denkmalpflegerisch rekonstruiert und neben der Orangerie auch die Brunnenanlage saniert.
Das Denkmal für die Opfer des Faschismus, das seit 1953 den östlichen Abschluss der Hauptachse bildete, wurde 2005 abgebrochen. Als Ersatz wurde ein Steinblock in der Nordostecke des Parks aufgestellt. Außerdem erhielt der Park wieder eine Umzäunung mit verschließbaren Eingängen.
Heute wie damals lädt in der Mitte der Wegeachsen eine Springbrunnenanlage Erholungssuchende zum Verweilen ein. Neben dem interessanten Gehölzbestand, wie der 100 Jahre alten Magnolie, finden sich im Park unter anderem Beetrosen und Rosenstämmchen. Zwischen den Buchsflächen leuchtet ein wechselndes Blütenmeer aus Frühjahrs- und Sommerflor.